Jenseits von Gewalt und Gewaltlosigkeit – Lehren aus den Aktionen in Quebec

von Starhawk

Es war schwer, von Quebec zurückzukommen – das fiel mir auf, weil ich nach zwei Monaten immer noch die Karte in meinem Rucksack hatte. Es hatte auch mit Erschöpfung zu tun, Tränengas-Nachwirkungen und dem Gefühl, eine Schlacht in einem Krieg überstanden zu haben, von welchem meine Nachbarn nicht einmal etwas wissen. Tiefer als das ist aber mein Gefühl, daß in jener Schlacht etwas freigesetzt wurde, das nicht wieder zurückgenommen werden kann: daß unter all dem Chaos, der Verwirrung, den tatsächlichen Unterschieden zwischen uns und der Gefahr etwas so Zartes, Mitreißendes und Wildes entstanden ist, das ich nicht wieder loslassen möchte, etwas, das so riecht und schmeckt und sich anfühlt, wie die Welt, für die ich kämpfe.

Es ist mir ein Rätsel, wie wir dieses süße Gefühl der Einheit auf der Straße erreichen konnten. In den Vorbereitungen schien es oft so, als wäre jede beteiligte Gruppe in ausgesprochener Uneinigkeit mit mindestens einer der anderen Gruppen. Die Konflikte entstanden überwiegend hinsichtlich der Taktik, insbesondere um die Frage der Gewaltlosigkeit. Die Aktionen in Quebec waren die ersten seit Seattle, die von Gruppen organisiert waren, die sich einer "taktischen Vielfalt" verpflichteten statt zu ausschließlich gewaltfreien Richtlinien.

Ich muß zugeben, daß es mir mit dieser "taktischen Vielfalt" anfangs unwohl war. Ich bin fünfzig Jahre alt: Ich bin eine Anarchistin und Aktivistin gewesen seit den Straßenkämpfen meiner high school-Zeit in den Sechzigern. Und ich habe mich seit vielen Jahren schon für Gewaltlosigkeit eingesetzt eben wegen der Erfahrungen der Sechziger und Siebziger, als überwiegend männlich dominierte militante Gruppen sich immer mehr zu Geheimaktionen, Sektierertum und bewaffnetem Kampf hin orientierten und damit die sie unterstützende Basis weit hinter sich ließen. Ich habe dann die gewaltfreien Aktionsgruppen der Achtziger mit ihrem Einsatz für feministische Prozesse und hierarchiefreie Strukturen als viel kraftspendender, wirksamer und befreiender erlebt. Meine Ängste bezüglich der "taktischen Vielfalt" bestanden darin, daß sie einen Raum für Leute schaffen würde, Dinge zu tun, die ich für dumm und falsch hielte. Das erwies sich teilweise auch als richtig – zumindest taten viele Leute Dinge, denen ich nie zugestimmt hätte. Überrascht hat mich aber, daß es darauf gar nicht so sehr ankam wie ich befürchtet hatte.

Ich hatte geglaubt, daß die Leute nur dann zu Massenaktionen kommen würden, wenn es klare gewaltfreie Regeln gäbe, aber die Menschen kamen so oder so nach Quebec. Ich hatte geglaubt, daß ein hohes Maß an Konfrontation uns die Unterstützung der Anwohner kosten würde, aber wir erhielten die stärkste Unterstützung der Stadtbevölkerung, die wir je hatten; sie schlossen sich uns an und öffneten ihre Häuser, um uns mit Wasser, Essen und Toiletten zu versorgen. Ich hatte geglaubt, daß Neulinge bei Direktaktionen von dem Ausmaß an Konflikten abgeschreckt würden, auf das wir stießen. Aber in unserem Cluster gabe es viele Neue, die am ersten Tag wirklich erschreckt waren. Am zweiten Tag waren aber noch mehr als zuvor bereit, an den Zaun zu gehen. Und am dritten Tag forderten sie bessere Gasmasken für das nächste Mal.

Gewaltlosigkeit hat eine Ethik und eine Strategie, die klar und leicht zu verstehen ist: Gewalt erzeugt Gegengewalt; wenn wir Gewalt anwenden, werden wir dem ähnlich, was wir bekämpfen; eine gewaltfreie Bewegung wird uns mehr öffentliche Unterstützung und Legitimation einbringen; sie wird den Kontrast zwischen unserer Bewegung und dem erhöhen, wogegen wir uns wenden; und vielleicht können wir damit auch unsere Gegner für uns gewinnen. Das sind kraftvolle und überzeugende Werte, an denen ich mich jahrelang orientiert habe. Aber es sind nicht die einzigen Werte, mit denen ich sympathisiere. Manche Vertreter der Gewaltlosigkeit erheben in der Argumentation einen hohen moralischen Anspruch und betrachten alle, die nicht mit ihnen übereinstimmen, als unethisch. In Quebec bedeutete "taktische Vielfalt" zu respektieren, daß diejenigen, die eine andere Taktik anwenden, dies nicht aus einem Mangel an Prinzipien tun, sondern aufgrund ihrer eigenen politischen Einstellung und Werte.

Ein Kampf mit einem hohen Maß an Konfrontation bringt seine eigenen Prinzipien mit sich: Daß ein solch hohes Maß an Konfrontation der anstehenden Situation angemessen ist; daß die Menschen das Recht und die Verantwortung haben, sich gegen Polizeigewalt zur Wehr zu setzen; daß viele Menschen wütend sind und die meisten keine Heiligen, und daß eine politische Bewegung einen Raum braucht, dieser Wut Ausdruck zu verleihen; daß aktive Selbstverteidigung uns Kraft bringen und sogar Menschen für unsere Sache gewinnen kann; und daß die Bekämpfung eines politischen und wirtschaftlichen Systems, das den Besitz anbetet, bedeuten kann, Besitz anzugreifen.

Und es gibt noch eine Ethik hinter der "taktischen Vielfalt", die in der Formulierung als solcher nicht sichtbar wird: Daß die Menschen die Freiheit haben sollen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen; daß eine nicht-autoritäre Bewegung den Leuten nicht sagt, was sie zu tun haben; und daß wir solidarisch auch mit denjenigen bleiben, mit deren Entscheidungen wir nicht übereinstimmen.

Ich kann keiner dieser Positionen mit ein paar Sätzen gerecht werden; und keinesfalls repräsentieren sie alle derzeitigen Argumente in der Bewegung, insbesondere nicht wenn wir sie auch außerhalb Nordamerikas mit unserer besonderen politischen Kultur und Geschichte betrachten. Aber ich halte es für wert, sich den Stand der Diskussion seit Quebec anzuschauen, wie er ist. Einige nehmen jetzt die "taktische Vielfalt" wie die neue Parole, während andere versuchen, uns zur Gewaltlosigkeit Gandhi´scher Prägung zurückzurufen.

Mein Eindruck war, daß viele, die nach Quebec kamen, etwas wollten, das sich weder als "Gewaltlosigkeit" noch als "taktische Vielfalt" ausreichend beschreiben läßt. Ich rede von denen, die wissen, daß es keine in Stein gemeißelte Definition von Gewalt oder von Richtig und Falsch gibt. Von denen, die reale und nicht nur symbolische Aktionen wollen, dies aber nicht gleich damit gleichsetzen, Steine auf schwerbewaffnete Sondereinheiten zu werfen. Die verstehen, daß eine wirksame Aktion mit sich bringt, daß wir uns einem höheren Maß an Konfrontation und Unterdrückung stellen müssen, die aber gleichzeitig die Polizeigewalt lieber deeskalieren würden als sie zu verschlimmern, falls sie die Wahl hätten. Die gern den Zaun niedergerissen sehen wollten und jubelten, wenn die Tränengaskanister in die Polizeireihen zurückgeworfen wurde, die aber auch wissen, daß wir in Gefahr geraten, wenn wir irgendeine Menschengruppe entmenschlichen, sogar Polizisten. Die nicht unbedingt "Wir sind sanfte ärgerliche Leute" singen und den netten Polizeibeamten Blümchen überreichen wollen, die sich aber doch immer daran erinnern wollen, daß diese Polizisten auch unter ihren Darth Vader-Masken menschliche Wesen sind, die sich ändern können und deren Klasseninteressen sie ganz klar zu uns und nicht zu unseren Gegnern stellen. Und die daran glauben, daß es falsch ist – ganz gleich wie diese Polizisten sich im Moment verhalten mögen –, sie oder irgendeinen anderen Menschen zu verbrennen. Menschen, die bereit sind, Verhaftung oder Verletzung zu riskieren, wenn es notwendig ist, die aber lieber Erfolg mit einer Aktion haben und davonkommen, ohne im Gefängnis zu landen oder MärtyrerIn zu werden. Die Leiden nicht als wandelnd betrachten, die aber bereit sind zu leiden, wenn das zur Veränderung des Systems nötig ist. Die bereit sind, lieber solidarisch mit anderen zu handeln, mit denen sie vielleicht Meinungsverschiedenheiten haben, als diese allein leiden zu lassen. Die Aktionen wollen, die kraftvoll, visionär, kreativ und stärkend sind. Und es gab in Quebec viele Momente, Zwischenspiele und Cluster, die diese Qualitäten hatten, vom Durchbruch durch den Zaun bis zum Spiraltanz unseres Fluß-Clusters mitten im Tränengas.

Ich schlage keinen Mittelweg zwischen den Gandhianern und dem Schwarzen Block vor. Ich sage aber, daß wir uns in unbegangenes Gelände hinein bewegen und politische Strukturen erschaffen, die noch undefiniert sind. Und dazu ist es nötig, Martin und Malcolm mit Emma, Karl, Leon und all den anderen bei ihrer Diskussion am Abendtisch zurückzulassen und hinauszutreten in die klare Nachtluft. Die Diskussion um "Gewalt" und "Gewaltlosigkeit" schränkt unser Denken ein. Aus magischer Sicht funktioniert der Begriff " Gewaltlosigkeit" nicht gut. Jede Hexenanfängerin lernt, daß sie nicht einen Zauber gegen etwas wirken kann – daß unsere geistigen Tiefenschichten kein klares Konzept von "Nein" haben. Wenn du deinem Hund sagst: "Rover, ich kann nicht mit dir rausgehen." wird Rover hören "rausgehen" und zur Tür laufen. Wenn wir "Gewaltlosigkeit" sagen, denken wir immer noch in Begriffen der Gewalt.

Ich bin alt genug, eine Reihe von Revolutionen scheitern gesehen zu haben. Für jemanden meiner Generation ist schon der Umgang mit dem Wort Revolution wie für jemanden, der oder die in einer Liebesbeziehung tief verletzt worden ist, sich wieder auf eine Liebe einzulassen. Ich bin zu diesem Risiko bereit: wieder im Stich gelassen zu werden, enttäuscht zu werden, betrogen und verleumdet, wie auch der ständigen Gefahr, eingesperrt, begast, geprügelt, herumgeschubst und auf die Straße getrampelt zu werden – aber das alles nicht, um nur die Machthaber im System auszutauschen. Ich möchte eine Revolution, die das Wesen dessen verändert, wie Macht strukturiert und wahrgenommen wird, eine Revolution, die alle Herrschafts- und Kontrollsysteme als solche in Frage stellt, die die Kraft der Individuen stärkt sowie unsere gemeinschaftliche Kraft, die wir ausüben, wenn wir solidarisch handeln. Ein anonymer Autor auf der Website Crimethink drückte es so aus: "Die Revolution ist kein einzelner, entrückter Moment, sondern ein fortlaufender Prozeß überall, wo es einen Kampf zwischen hierarchischer Macht und der menschlichen Freiheit gibt."

Ich weiß keine treffende Formulierung für diesen Ansatz des politischen Kampfes. Mangels eines besseren Ausdrucks spreche ich von "empowered direct action" (Anm.d.Übers.: für gute Übersetzungsvorschläge bin ich dankbar), "selbstbestimmte direkte Aktionen". Vieles davon entwickelt sich in unserer Bewegung bereits.

Das Ziel einer selbstbestimmten direkten Aktion besteht darin, den Menschen zu vermitteln, daß eine bessere Welt möglich ist, daß sie etwas für ihr Entstehen tun können und daß wir in diesem Kampf würdige MitstreiterInnen sind. Und dann diese Welt in dem Kampf selbst lebendig werden zu lassen, die Revolution zu verkörpern und den Entwurf dessen zu zeigen, was wir erschaffen wollen. Selbstbestimmte direkte Aktionen lehnen bestimmte Taktiken nicht einfach ab oder schränken sie ein: Sie suchen aktiv und kreativ nach Aktionen, die schon die Welt vorentwerfen und verkörpern, die wir erschaffen wollen. Sie setzen Symbolik geschickt ein, sind aber mehr als symbolisch: Sie stellen sich den unterdrückenden Taten in den Weg und konfrontieren mit Alternativen. Selbstbestimmte direkte Aktionen bedeuten, radikal unsere Phantasie einzusetzen und den Raum zu fordern, den wir zur Umsetzung unserer Visionen brauchen: Es ist Magie in der Definition als "willentliche Veränderung des Bewußtseins". Sie stellen die Machtstrukturen selbst in Frage und widersetzen sich allen Herrschaftsformen und Kontrollsystemen. Sie unterlaufen die Legitimationen der Kontrollinstitutionen, indem sie selbst Freiheit verkörpern, direkte Demokratie, Solidarität und Respekt für die Vielfalt in unseren Organisationen und Aktionen. Es beginnt mit der Klarheit der Absicht, bevor wir zur taktischen Vielfalt kommen. Das heißt: Bevor wir entscheiden, welche Taktik wir anwenden wollen, müssen wir wissen, was wir tun wollen.

 

Was wir tun wollen:

 

Wie selbstbestimmte direkte Aktionen aussehen können:

Wir würden nicht mit Debatten über die Taktiken beginnen, sondern zuerst unsere Absichten klären. Wie könnte ein Sieg aussehen? Geht es um einen politischen Gewinn, um die Delegitimation der Institutionen? Oder geht es darum, einen Gipfel tatsächlich zu stören oder zu beenden? Wie wichtig ist ein taktischer Sieg für einen politischen? Gibt es die Möglichkeit, Unstimmigkeit in den Rängen unserer Gegnerschaft zu inspirieren? (Dissens innerhalb des Militärs war zum Beispiel ein wesentlicher Faktor in der Beendigung des Vietnam-Krieges.) Gibt es Wege, wie wir schon im Vorgang des Protestes selbst Alternativen aufzeigen können? Wie können wir dafür sorgen, daß die Aktionen mehr als nur symbolische Wirkungen haben?

In solchen einleitenden Gesprächen würden wir für einen Dialog innerhalb eines weitestmöglichen Spektrums von Gruppen sorgen, wobei keine Gruppe oder Organisation den Vorrang haben sollte. Wir würden aktiv eine Vielfalt von Rassen, Klassen und Geschlechtern einzubeziehen suchen wie auch eine Vielfalt an politischen Einstellungen. Wir würden davon ausgehen, daß keine einzelne Gruppe oder Taktik die Bewegung besetzen oder defieren kann, und daß es Zeiten geben wird, wo wir uns gemeinsam organisieren und dazu verhandeln und Kompromisse finden müssen, und andere Zeiten, wo wir uns in parallelen aber getrennten Strukturen organisieren wollen.

Wir würden die Bildung von Clustern oder Blocks (wobei ich "Cluster" bevorzuge, weil "Block" so statisch und starr klingt) sowie von Bezugsgruppen ermuntern. Cluster, d.h. Gruppen von Bezugsgruppen, können innerhalb des Rahmens der Aktionsziele ihre eigenen Ziele und Taktiken entwickeln und sich auf bestimmte Themen, Ziele oder Aktionsstile konzentrieren. In Quebec brachte der Mittelalter-Cluster zum Beispiel einen Katapult. Unser Cluster wurde zu einem lebenden Fluß, um die Aufmerksamkeit auf die Wasserfrage zu lenken, fließende und bewegliche Straßentaktiken zu üben und die Erklärung von Cochabamba in die Aktion einzubringen.

Wir würden die Entwicklung eines weiten Spektrums von Zielen, Taktiken und Strategien mit sehr unterschiedlichen Ausmaßen an Risiko fördern. Bewegliche Straßentaktiken wie auch Blockaden. Kunst, Musik, Tanz, Marionetten, Rituale, Straßentheater, Prozessionen, Paraden, all die Dinge, die wir schon mal getan haben, und die, an die wir noch nie gedacht haben. Ablenkungen und Überraschungen. Humor. Unerwartetes tun. Niemals langweilig, ermüdend oder stereotyp werden. Wir würden unser Bestes tun, um die verschiedenen Ansätze zu choreografieren, Zeiten, Räume und Ziele miteinander auszuhandeln, damit es möglichst wirksam wird.

Wir würden auch verstehen, daß – je größer die Konfrontation wird – um so klarer die Botschaft sein muß, und um so sicherer müssen wir uns einer breiten Basis der Unterstützung für unsere Taktik sein.

Wir würden akzeptieren, daß wir unsere Aktionen nie ganz sicher machen können. Wir haben keinen Einfluß auf die Polizei, deren Reaktionen auf eindeutig gewaltfreie Aktionen, wenn diese mehr als symbolisch sind, immer mehr eskaliert sind. Teilnehmende können sich aber der Gewalt stellen, wenn sie vorbereitet sind und unterstützt werden; und die Entscheidungen, die wir innerhalb einer Aktion treffen, können die Risiken steigern oder mindern. Wir würden für Trainings und Vorbereitungen sorgen, um ein ganzes Spektrum an Antworten auf Krisensituationen zu lehren, die Gruppen und Cluster auf die Zusammenarbeit vorzubereiten, wirksame Straßentaktiken zu verbreiten, die Leute auf das Gefängnis und auf Solidaritätsaktionen vorzubereiten, und die Deeskalation als ein Instrument und eine Wahlmöglichkeit zu lehren, nicht als moralischen Zwang. Wir würden die Bildung von Bezugsgruppen fördern und andere Formen der Unterstützung suchen.

Wir würden fortlaufende Netzwerke für diejenigen schaffen, die im Gefängnis gelandet sind, die Rechtsstreite ausfechten müssen, oder die bei den Aktionen körperlich oder emotional verletzt wurden.

Statt eine Liste von Leitlinien aufzustellen, was die Leute nicht tun dürfen, würden die Cluster und Gruppen ihre Absichten formulieren für das, was sie anstreben. Zum Beispiel:

Oder wie Scott Weinstein, einer der Ärzte in Quebec, vorschlug: "Wir werden auf kreative Weise auf die Vertreter der Unterdrückung und des Kapitalismus zielen und dafür sorgen, daß unsere Taktiken nicht unsere Geschwister-Aktivisten gefährden. Wir werden versuchen, unsere Räume – wie unseren Treffpunkt und die Häuser der Nachbarschaft – vor Übergriffen der Polizei und Zerstörungen zu schützen. Wir sind KriegerInnen für globale Gerechtigkeit – und unsere größte Waffe ist die Solidarität für einander und für den Planeten. Deshalb sind die Aktionen nicht beendet, bis nicht jede/r von uns sicher aus dem Gefängnis heraus (und der Planet befreit) ist."

Quebec hat diese Ideen auf vielfältige Weise verkörpert. Es kam aber nicht zu dem, wovon viele geträumt hatten: Menschenmassen schwärmen auf den Zaun aus und reißen ihn an so vielen Stellen nieder, daß er nicht verteidigt werden kann, und sie überfluten das Kongreß-Zentrum und bringen den Gipfel völlig zum Erliegen. Was aber im Rückblick so faszinierend an der Aktion war, ist das Gefühl, es hätte fast passieren können – nur ein bißchen mehr Koordination, ein bißchen mehr Vertrauen, ein bißchen weniger Angst auf allen Seiten, dann hätten wir es geschafft.

Und wir werden es.

In Solidarität und Hingabe an eine Welt der Freiheit und Gerechtigkeit für alle,

 

Starhawk

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Der Text wurde noch vor den Ereignissen in Genua geschrieben. Das englische Original findet sich bei den Texten unter www.starhawk.org. Dort finden sich auch wichtige Augenzeugenberichte über die brutalen Übergriffen und Folterungen friedlicher Demonstrierender seitens der italienischen Polizei.

Übersetzung Jörg Wichmann.